North Island – Das Liebesnest von Kate und William

North Island – Das Liebesnest von Kate und William

Bei "Welt Online" fand ich folgenden Artikel:

Wie sieht es aus auf North Island? Auf der winzigen Seychellen-Insel hat das frischvermählte britische Prinzenpaar gerade seine Flitterwochen verbracht

Das herrlichste Hotel für Flitterwochen … Ich weinte, als wir abreisen mussten.“ So lautet ein aktueller Eintrag über das Insel-Resort North Island bei Tripadvisor, der weltgrößten So-war-meine-Reise-wirklich-Website, geschrieben von einer Londonerin mit dem Decknamen „Oscarlake“. North Island? Gäste aus London? Interessant, denkt man unvermittelt. Sollte etwa Kate Middleton, neuerdings Herzogin von Cambridge und Gattin des britischen Thronfolgers, im Internet unter Pseudonym über ihre jüngste Reise berichtet haben? Die führte bekanntlich nach North Island, das bekanntlich als Paradies gilt (das man nur unter Tränen verlässt), und bekanntlich verbrachten die Königskinder dort ihre Flitterwochen, das Büro von Prinz William hat das inzwischen bestätigt.

Doch so gut der Internet-Eintrag auch auf die Herzogin passen würde, er kann nicht von ihr stammen, denn er wurde bereits am 22. Februar erstellt. Die königliche Hochzeit fand indes erst am 29. April statt. Schade. Denn so wird die Welt kaum mehr über die Flitterwochen erfahren als das, was offiziell verlautete: Das Paar habe seine Reise sehr genossen und sei der Regierung der Seychellen für deren Hilfe dankbar. Die bestand darin, dass die Küstenwache garantiert hatte, kein Paparazzi-Boot auf die abgelegene Insel zu lassen. Das ist offenbar gelungen, Fotos über das junge Glück auf North Island sind bislang nicht aufgetaucht, und da die Insel komplett an die Royals vermietet war, gab es auch keine neugierigen Miturlauber.

Trotzdem wollen wir der journalistischen Aufklärungspflicht Genüge tun und einen Blick in jene Welt werfen, die Königshaus und Küstenwache hermetisch abgeriegelt hatten, sprich: Wir stellen North Island aus eigener Anschauung vor. Damit hier kein falscher Eindruck entsteht – auch unsere Redaktion war während der Flitterwochen nicht auf der Insel zugegen. Aber der Autor war vor einiger Zeit dort und hat mit eigenen Augen gesehen, dass sie so einiges bietet, was selbst verwöhnten Blaublütigen noch die Sprache verschlagen kann – von den exquisiten Großraumvillen über Himmelbetten unter freiem Himmel bis hin zu Riesenschildkröten, die vor dem Schlafzimmerfenster unter Palmen ihre Eier vergraben.

Was nach paradiesischen Zuständen für Gäste und Schildkröten klingt, war freilich nicht immer so. Von der Besatzung des Expeditionsboots der britischen East India Company, die die Insel 1609 entdeckte, ist überliefert, dass sie viele Riesenschildkröten als Proviant mitnahmen. Die nächsten Generationen (zuerst französische Kolonisten, dann die Briten, schließlich die unabhängigen Seychellois) verwandelten North Island in eine Mischung aus Gemüsegarten, Kokosplantage und Viehzuchtgehege. Viele einheimische Arten verschwanden binnen weniger Jahre, von der Riesenschildkröte bis zum Paradiesfliegenschnäpper, einem seltenen Vogel. Stattdessen bevölkerten Tomatensträucher und Salatköpfe, Schweine und Rinder, Katzen und Ratten die Insel. Abgesehen von den Kokospalmen sah es aus wie in Holland. Und zwar bis Ende der 90er-Jahre, als Wilderness Safaris zugriff, ein südafrikanischer Öko-Luxus-Reiseveranstalter. Der entwickelte den Plan „Arche Noah“ – Schweine und Rinder sind im Kochtopf verschwunden (bis auf eine Kuh, die sich ihrer Festnahme durch Flucht ins dichte Unterholz entzog), die Insel wurde von Ratten befreit, inselfremde Pflanzen wurden abgeholzt und durch einheimisches Grün ersetzt. Langsam kehrten Schildkröten und verdrängte Vogelarten zurück. Orientierung lieferten historische Aufzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert, in denen die ursprüngliche Tier- und Pflanzenwelt der Insel beschrieben war.

Gleichzeitig wurde North Island für den Tourismus geöffnet. Das Ergebnis sind elf Villen am East Beach, so perfekt im dichten Grün versteckt, dass man von seinem Bungalow aus das Nachbaranwesen nicht sehen kann. Und das, obwohl jede der Villen 1 bis 10 exakt 450 Quadratmeter misst; Villa 11 ist noch größer, hier dürften Kate und William abgestiegen sein, auf 750 Quadratmetern. Die verteilen sich auf ein Schlafzimmer (groß wie ein Tanzsaal), ein Badezimmer (mit Doppelbadewanne), eine Lounge (mit Kuschelsofas und Essecke), eine Küche (mit Bosch-Geräten), eine Terrasse zum Flittern (gleich mit zwei Himmelbetten). In jeder Villa sorgt ein privater Butler für Ordnung in den Zimmern und für Nachschub an Handtüchern und Eiswürfeln. Ob in jüngster Zeit verstärkt nach Earl Grey Tea oder Gin & Tonic mit Gurke verlangt wurde, ist nicht bekannt.

Und was haben Kate und William zehn Tage lang auf North Island gemacht, sofern sie ihr Himmelbett verlassen haben? Wahrscheinlich werden sie die mäßig bestückte Bibliothek links liegen gelassen haben. Eher sind sie an den Strand gegangen, wobei sich täglich das Luxusproblem stellte: An welchen gehen wir heute? An die Petit Anse? An den East Beach? Den West Beach? Oder lieber an den kleinsten Strand der Insel, der passenderweise Honeymoon Beach heißt? Dorthin sind sie, wenn sie nicht gejoggt oder geschlendert sind, im Elektro-Buggy gefahren, der zur Grundausstattung jeder Villa gehört. Wenn man mit dem Vehikel durch den dichten Dschungel kurvt, fühlt man sich ein bisschen wie in „Jurassic Park“. Mit dem angenehmen Unterschied, dass die größten Reptilien auf North Island keine Dinosaurier sind, sondern Eidechsen oder Schildkröten. Vielleicht sind sie auch schnorcheln gegangen, quasi vor der Haustür liegen einige der besten Tauchgründe der Welt, oder sie haben sich im inseleigenen Spa, wo Dr.-Hauschka-Produkte verwendet werden, eine Massage verpassen lassen.

Zum Essen dürften die beiden aber wieder zurück gewesen sein im Open-Air-Restaurant. Erstens ist die kreolische Inselküche frisch und leicht und großartig, zweitens sind Speisen und Getränke im Preis inbegriffen, denn North Island ist ein All-inclusive-Paradies, nur Spitzenweine und Champagner müssen extra bezahlt werden. Womit wir bei den Preisen wären: Billig ist der Aufenthalt auf North Island nicht. Ein Tag in einer der Villen 1 bis 10 kostet offiziell 2115 Euro pro Nase, Villa 11 ist noch um einiges teurer. Insgesamt haben die Royals für die komplette Insel um die 442 000 Pfund überwiesen, wird in der britischen Presse kolportiert. Zum Glück hat William eine Großmutter, die ihn mag. Sie soll ihm, wie es sich für eine gute Oma gehört, für die Reise ein paar Scheine zugesteckt haben.

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