“Heiraten auf den Seychellen” – NEWS # 003: “Luxusgut Natur”

“Heiraten auf den Seychellen” – NEWS # 003: “Luxusgut Natur”

Da sitze ich an diesem verschneiten letzten Samstag vor der Adventszeit gemütlich beim Fühstück und stelle mir vor, dass das Weiße da draußen kein Schnee, sondern ein schneeweißer Sandstrand auf den Seychellen sei – blättere dann die Tageszeitung auf – und stolpere über einen Artikel über die Seychellen! Wenn das mal kein Zeichen ist!? Aber auch intensives Weiterblättern förderte dann leider kein Flugticket zutage… 😉

Seychellen – Luxusgut Natur

Wie von der Sonne beschienener Stein fühlt sich die Haut von Adam an: trocken, rau und warm. Gleichmütig lässt er sich das Kraulen gefallen. Mit 120 Jahren besitzt die Riesenschildkröte die Gelassenheit des Alters. Bis zu 200 Jahre alt können die Tiere werden, die als ausgestorben galten. Ron Gerlach, ein Südafrikaner, der seit über 40 Jahren auf den Seychellen lebt, fand 1996 die letzten Exemplare der “Seychelles Giant Tortoises” und gründete auf Silhouette ein Projekt zur Erhaltung ihrer Art. Daran nimmt auch Adam noch aktiv teil. Wenn die Riesenschildkröten sechs Jahre alt sind, werden sie an isolierten Orten freigelassen. “Sie wiegen dann 25 Kilogramm und sind zu groß, um in einen Rucksack zu passen, und zu schwer fürs Fluggepäck”, erklärt Gerlach.

Auf Silhouette gibt es keine Straßen und keine Autos. Bis auf Rons Haus, das Schildkrötengehege, das Resort Labriz und ein Dorf ist die Insel, die seit 2009 zu 90 Prozent als Nationalpark geschützt ist, unbewohnt. Mit dem dicht bewachsenen, 700 Meter hohen Mount Dauban, dessen Gipfel Dunstschleier umhüllen, sieht sie aus, als würden hier noch ganz andere Tiere leben, die man für ausgestorben hielt – ein Stück “Jurassic Park”.

Die 120 Inseln der Seychellen sind ein klassisches Ziel für Europäer auf der Flucht vor schlechtem Wetter und vollen Schreibtischen. Der größte Luxus dieser Realität gewordenen Fototapeten besteht dabei nicht in den mit High-Tech und Outdoor-Duschen ausgestatteten Resorts. Er besteht in dem Gefühl, am Morgen auf eine Terrasse zu treten. Fünf, sechs Meter sind es bis zum Strand, der weiß vor türkisfarbenem Ozean leuchtet. Kein Mensch ist zu sehen. Das bleibt auf Silhouette, der einsamsten der bewohnten Inseln, den Rest des Tages so. Solche Aussichten sind es wert, sich für sie zu ruinieren. Jeder Baum, der für den Bau der 120 Villen des Labriz gefällt wurde, musste ersetzt werden. Die Umweltpolitik des 1976 von England unabhängig gewordenen Staates gilt als vorbildlich. Dass Natur und Landschaft touristisches Kapital sind, hat man hier begriffen. Hinzu kommt, dass man die schönsten Flecken bewahren möchte – und zwar am liebsten für sich selbst.

Als auf der Hauptinsel Mahé eine weitere einsame Bucht von einem Fünf-Sterne-Resort vereinnahmt wurde, gab das auch Anlass zu Unmut. Das Four Seasons Resort öffnete dennoch 2009 in der Bucht von Petite Anse, einem mehrere hundert Meter langen Strand, der so perfekt ist, dass hier nicht einmal der puderfeine Sand heiß wird. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet, zumal die Bucht über einen Küstenpfad weiter zugänglich ist und das Resort sich ordentlich für die Umwelt ins Zeug legte. Die Bäume, die beim Bau der 67 wie Baumhäuser auf Stelzen am Steilhang errichteten Villen im Weg standen, wurden ausgegraben, in Pflege gegeben und später wieder eingepflanzt. So ruht das Resort in einem Wald aus Palmen, Takamaka-, Flammen- und Mangobäumen. Das Trinkwasser stammt aus dem Meer und wird mit einer Entsalzungsanlage aufbereitet. Wer hier für die Nacht so viel zahlt wie für eine durchschnittliche Kaltmiete in Deutschland, kann sich dabei am Gedanken erfreuen, am Ort nicht allzu viel Schaden anzurichten. Der Mensch folgt damit nur dem Beispiel der Natur, die auf den Inseln eindrückliche Wunder vollführt.

Nur auf Praslin und Curieuse wachsen die Meereskokospalmen, auf Kreolisch Koko Dmer genannt. Das Alter der höchsten auf Praslin wird auf 800 Jahre geschätzt. Erst wenn sie 25 Jahre alt ist, trägt die Pflanze jene Früchte, die seit jeher die Fantasie des Menschen in Wallung bringen. Denn die Form der Meereskokosnuss ähnelt formal dem Becken einer Frau. Dass männliche und weibliche Palmen meist nebeneinanderstehen, beflügelt allerhand Mythen – etwa den, dass die Pflanzen sich einander in der Nacht nähern. “Wer das sieht, verwandelt sich in einen schwarzen Papagei”, warnt Thomas, ein Guide im Vallée de Mai. Den Schwarzen Papagei gibt es wirklich – und ebenso wie fünf weitere Vogelarten im Tal nirgends sonst auf der Welt.

Die Strahlen der Sonne schaffen es kaum durch das Laubdach des Vallée de Mai. Riesige Spinnennetze sind über die Wege gespannt. Vögel lärmen, Geckos huschen über Baumstämme. Seit 1966 ist das Tal Naturschutzgebiet, seit 1983 zählt die Unesco den einzigartigen Palmenwald zum Weltnaturerbe. Außer der Koko-Dmer-Palme wachsen hier diverse andere endemische Pflanzen. Den Flughunden, die im Vallée de Mai zu Hause sind, kann man auf Praslin besonders nahe kommen. Steve Esther, Kräuterarzt und Betreiber des Praslin-Museums, hält mehrere in einer Voliere. Die Tiere mit den pelzigen Köpfen auf einem Körper, der überwiegend aus Flügeln und Krallen zu bestehen scheint, lassen sich von Besuchern mit Mango füttern. Im Restaurant “Chez Batista” auf Mahé stehen sie hingegen als “Bat Curry” auf der Karte.

“Jedes Haus braucht Schutz”, erklärt Kräuterdoktor Steve – zum Beispiel durch den Bois Malgacha, der, an allen vier Ecken eines Gebäudes gepflanzt, Unheil abwehrt. Der auf Silhouette heimische Bois Sandal hilft gegen die Aktivitäten des “Bon homme du Bois”, ein Kräuterhexer, der andere in ernsthafte Schwierigkeiten bringen kann. Bis heute hält sich der Glaube an Zauberei, der wohl mit Sklavenschiffen auf die Inseln kam. Steve plaudert über Kräuter gegen Alpträume und Herzprobleme, serviert Süßkartoffelchips, Kokosnuss, und er führt traditionelle Musikinstrumente vor. Bevor die Besucher weiterfahren an die schönsten Strände Praslins, die Anse Lazio und die Côte d’Or, verrät er, dass es noch viele Piratenschätze gibt auf den Inseln. Manche seien einfach nicht zu finden, obwohl ihre Existenz als gesichert gelte – vermutlich liege das an uralter Magie. “Wenn Sie hier auf Schatzsuche gehen wollen, brauchen Sie starke Zauberkräfte.”

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